Hintergrund
Die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union (EU) ist auf vielfache Weise herausgefordert: im Inneren angesichts immer größerer Schwierigkeiten, divergierende Interessen der Mitgliedstaaten zusammenzubringen – in Kombination mit überfälligen Reformen politischer Entscheidungsstrukturen sowie einem stetigen Vertrauensverlust in demokratische Institutionen und ihr Wohlstandsversprechen sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene. Nach außen wiederum, muss die EU auf die anhaltenden globalen Kräfteverschiebungen und die sich damit wandelnde internationale Ordnung reagieren. Sie muss angesichts der Krise des Multilateralismus, dem drohenden Ende der transatlantischen Partnerschaft und der sich gleichzeitig verstärkenden Systemrivalität zwischen den USA und China selbst politisch als auch wirtschaftlich Position beziehen – und all dies vor dem Hintergrund der immer dramatischeren Folgen des menschengemachten Klimawandels. Auch wenn die Herausforderungen für eine handlungsfähige EU hier lediglich umrissen sind, werfen sie doch bereits grundlegende Fragen auf: Wie muss sich Europa – und mit ihm seine Zivilgesellschaft – künftig aufstellen? Wie kann es sich nach innen reformieren, und wie kann es sich angesichts einer multipolaren Weltordnung mit neuen Partnern wirtschaftlich, ordnungs- und sicherheitspolitisch behaupten, ohne dabei seine demokratischen Werte aus dem Blick zu verlieren?
Zur Bearbeitung dieser Fragen vergibt die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung (BKHS) im Jahr 2025 ein BKHS Fellowship zum Thema „Strengthening Partner Europe!“. Das Fellowship steht in enger Verbindung mit der Ende 2025 in Berlin stattfindenden Helmut Schmidt Lecture und dem gleichzeitig erscheinenden BKHS Magazine. Bei der Helmut Schmidt Lecture spricht jedes Jahr eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens über ein aktuelles politisch wie gesellschaftlich relevantes Thema – in den vergangenen Jahren zu den Themen Living Democracy! (2021), Speaking Up! (2022), Remaking Globalisation! (2023) und For a Just Democracy! (2024). Mit dem BKHS Magazine (#1/2021, #2/2022, #3/2023, #4/2024) unter demselben Titel bringt die Stiftung Stimmen aus Wissenschaft, Politik, Kunst und Zivilgesellschaft zusammen, um konkrete politische Handlungsempfehlungen zum Jahresthema zu entwickeln. Mit weiteren Hintergrundgesprächen in Berlin und Publikationen (z.B. der Policy-Brief-Reihe BKHS Perspectives) wirkt die BKHS darüber hinaus politikberatend zum Jahresthema.
Ausgestaltung BKHS Fellowship
Die BKHS vergibt dieses Jahr ein fünfmonatiges Fellowship zum Thema der Helmut Schmidt Lecture und des BKHS Magazine 2025 unter dem Motto: „Strengthening Partner Europe!“. Das Fellowship ist je nach inhaltlicher Schwerpunktsetzung bei der Programmlinie „Globale Märkte und soziale Gerechtigkeit“ oder „Europa und internationale Politik“ angesiedelt.
Die/der Fellow soll ein eigenes, in sich geschlossenes Projektvorhaben mit klarem Bezug zum Thema „Strengthening Partner Europe!“ mitbringen. Inhaltlich wäre ein Schwerpunkt auf das Thema Stärkung der europäischen Handlungsfähigkeit, insbesondere durch eine vertiefte Zusammenarbeit mit internationalen Partnern denkbar. Dabei könnte es zum Beispiel um Reformen der internationalen Ordnung und der sie tragenden Strukturen und Institutionen (beispielsweise UN oder WTO), die Wiederherstellung einer tragfähigen europäischen Sicherheitsarchitektur inklusive einer gestärkten europäischen Verteidigungsfähigkeit gehen, um eine von Europa aus vorangetriebene sozial-ökologische Transformation der globalen Wirtschaftsordnung oder auch um Wege zur Anpassung, Reform und Effizienzsteigerung der Entscheidungsprozesse der EU-Institutionen. Das Projektvorhaben kann die EU und ihre Institutionen als Akteurin oder die europäischen Mitgliedstaaten und deren Zusammenarbeit zur Erreichung gemeinsamer europäischer Ziele berücksichtigen. Wenn der Schwerpunkt des Vorhabens auf der Frage liegt, wie Europa seine internationalen Partnerschaften erweitern und vertiefen kann, könnte ein zusätzlicher regionaler Schwerpunkt in Betracht gezogen werden (z.B. europäische Zusammenarbeit mit indopazifischen, afrikanischen oder latein-/nordamerikanischen Staaten).
Im Zuge des Fellowships soll mindestens eine externe Publikation sowie ein Policy Brief im stiftungseigenen Format BKHS Perspectives verfasst werden. Abhängig von der Ausrichtung des Projekts kann die externe Publikation verschiedene Zielgruppen ansprechen, möglich sind sowohl Meinungsbeiträge als auch akademische Fachartikel. Überdies erwartet die BKHS von der/dem Fellow die Konzeption und Umsetzung eines (virtuellen) Wissenstransferangebots (beispielsweise ein Expert Round Table oder eine öffentliche Veranstaltung). Bei der Umsetzung wird die/der Fellow vom Team der BKHS unterstützt.
Die BKHS strebt an, auch über die Zeit des Fellowships hinaus eine langfristige Bindung zwischen der Stiftung und der/dem Fellow aufrechtzuerhalten.
Bewerbungsvoraussetzungen
- Politikwissenschaftler*innen mit Schwerpunkt in den Bereichen Internationale Beziehungen, Europapolitik oder Internationale Politische Ökonomie sowie vertiefte Kenntnisse in einem oder mehreren der folgenden Bereiche: Sicherheitspolitik, Governance, Infrastrukturpolitik, internationale Handelspolitik, Geoökonomie.
- Zeit für eigenständige wissenschaftliche Arbeit zum Jahresthema der Lecture.
Außerdem ist zu beachten:
- Das Fellowship richtet sich an Politikwissenschaftler*innen am Beginn ihrer Karriere (entweder fortgeschrittene Promotion oder Masterabschluss mit einschlägiger Berufserfahrung). Die BKHS stellt keine Promotionsabschlussstipendien zur Verfügung.
- Erwünscht sind theoretisch informierte Forschungsansätze sowohl quantitativer als auch qualitativer Art. Neben der Expertise zum Thema ist das Interesse an der Verknüpfung von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft unabdingbar.
- Da die BKHS großen Wert auf Diversität legt, sind Bewerbungen von Personen ohne familiären akademischen Bildungshintergrund, mit sogenannten ungeraden Lebensläufen oder von Personen, die in unterrepräsentierten Weltregionen ansässig sind, besonders willkommen.
- Voraussetzung sind sehr gute Englisch- und gute Deutschkenntnisse. Die Arbeit der/des Fellows kann auf Englisch stattfinden (Publikationen, Veranstaltungen etc.). Da Deutsch aber die Arbeitssprache im Team der BKHS ist, sind gute Kenntnisse des Deutschen, insbesondere im mündlichen Sprachgebrauch, notwendig.
- Die BKHS erwartet von der/dem Fellow während der Laufzeit des Fellowships punktuelle Präsenz in Hamburg.
- Bei Nicht-EU-Bürger*innen sind eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für Deutschland Voraussetzung für eine Bewerbung. Die BKHS kann hierbei leider keine Hilfestellung leisten.
Umfang BKHS Fellowship
- Ein fünfmonatiges Fellowship mit einer Dotierung von 800 EUR im Monat (Beginn Juli/August 2025)
- Einladung zur Helmut Schmidt Lecture, dem jährlich stattfindenden Leuchtturm-Event der BKHS in Berlin, das sich als wichtiges Treffen für hochrangige Vertreter*innen aus Politik, Medien und Zivilgesellschaft etabliert hat und Teilnahme am Rahmenprogramm.
- Publikationsmöglichkeiten in BKHS-internen Formaten.
- Zugang zum Netzwerk der BKHS und Mitarbeit in einem jungen, motivierten und interdisziplinär arbeitenden Team.
Bewerbungsunterlagen
Die notwendigen Unterlagen für eine Bewerbung umfassen ein einseitiges Bewerbungsschreiben, eine einseitige Projektskizze (konkrete Forschungsfrage und Herangehensweise mit Bezug zum Thema, inklusive Quellen- und Literaturgrundlage, Plan für Publikationen und Transferveranstaltung), einen Lebenslauf mit mindestens einer Referenz sowie relevante (Arbeits-)Zeugnisse.
Fragen vorab sowie die Bewerbung (alle Dokumente als eine pdf-Datei) mit dem Betreff „Bewerbung BKHS Fellowship“ sind zu richten an Frau Doris Leupold. Bewerbungsschluss ist der 15. Juni 2025. Die Entscheidung über die Fellowship-Vergabe treffen die Programmlinienleitungen im Zusammenwirken mit der Geschäftsführung der BKHS. Ggf. finden kurze Auswahlgespräche am Freitag, den 20. Juni 2025 statt.
Ein Rechtsanspruch auf Gewährung des BKHS Fellowships besteht nicht.
Über die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung
Die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung erinnert an einen der bedeutendsten deutschen Staatsmänner des 20. Jahrhunderts und befasst sich als zukunftsorientierte Denkfabrik mit Fragestellungen, die auch den Vordenker Schmidt bewegten. Drei übergeordnete Themenfelder stehen im Mittelpunkt der programmatischen Stiftungsarbeit: 1. Europa und internationale Politik, 2. Globale Märkte und soziale Gerechtigkeit sowie 3. Demokratie und Gesellschaft.
Eng vernetzt mit diesen Programmlinien spiegelt die ständige Ausstellung „Schmidt! Demokratie leben“ in der Hamburger Innenstadt ein knappes Jahrhundert deutscher und internationaler Zeitgeschichte wider. Sie ordnet das Wirken ihres Namensgebers in aktuelle und geschichtliche Zusammenhänge ein. Im Helmut Schmidt-Archiv in Hamburg-Langenhorn macht die Stiftung die privaten Dokumente von Schmidt und seiner Frau Loki der Forschung zugänglich und gewährt der Öffentlichkeit Zugang zum ehemaligen Privathaus der Schmidts.
Hinweis: Ihre Daten werden unter Beachtung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen behandelt. Unsere allgemeinen Datenschutzinformationen gemäß Art. 12, 13, 14 DSGVO können Sie abrufen unter www.helmut-schmidt.de/datenschutzerklaerung. Weitere Hinweise hierzu erhalten Sie im Rahmen des Bewerbungsprozesses.