Pünktlich zum Tag der Arbeit, also am 1. Mai 1983, bezog Helmut Schmidt sein neues Büro im Hamburger Pressehaus. 16 m² mit Vorzimmer, aber „nicht repräsentativ“, so hatte er es sich gewünscht.
Hier begann sie also, seine zweite große Karriere. Am 25. März gab Gerd Bucerius in einer Presseerklärung bekannt, dass Schmidt gemeinsam mit Marion Dönhoff fortan als Herausgeber für die Zeit arbeiten werde.
Schon Monate zuvor führten Schmidt und Bucerius viele Gespräche − das Erste im Neubergerweg nur acht Tage nach dem konstruktiven Misstrauensvotum. Alles Notwendige wurde besprochen und zum Schluss per Handschlag vereinbart. Einen schriftlichen Vertrag habe es bis zuletzt nicht gegeben, erinnert sich der ehemalige Chefredakteur Theo Sommer.
Wie stolz Schmidt gewesen sein muss, dokumentiert ein kleiner Zeitungsausschnitt. Sorgfältig wurde er in das Fotoalbum geklebt. Er zeigt den Druckvermerk der Zeit-Ausgabe vom 6. Mai 1983. Mit grünem Filzstift unterstrich Schmidt, erstmals als Herausgeber genannt, seinen Namen. Darunter notierte er: „Seit 1.5.1983: Eine neue Aufgabe?“.
Schmidt schrieb mindestens vier Leitartikel pro Jahr - meistens mehr. „Der Westen ist nicht schwach“ war der erste von mehr als 300 längeren Beiträgen für das Blatt. Aber auf die Frage, ob er nach 25 Jahren bei der Zeit nun ein Journalist sei, antwortete Schmidt lachend: „Ich fürchte nicht! Weil ich es mir einfach nicht abgewöhnen kann, gründlich zu arbeiten!“