Mit Wissen und kritischem Denken gegen Hassrede und Manipulation

Drei Fragen zur Demokratiebildung an Rainer Schulz als neues Vorstandsmitglied der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung

Eine lebendige Demokratie braucht mündige Bürgerinnen und Bürger, die sich kritisch mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen. Doch zunehmender Extremismus, Populismus und digitale Desinformation stellen sie vor große Herausforderungen. Wie kann Demokratiebildung hier eine Antwort liefern? Dazu haben wir ein Drei-Fragen-Interview mit Rainer Schulz geführt. Schulz, der seit 2016 Staatsrat der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung ist, wurde im Oktober 2024 zum ehrenamtlichen Vorstand der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung (BKHS) gewählt.

1.    Was ist und wozu braucht es Demokratiebildung?

Demokratiebildung bezeichnet die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Werten, die notwendig sind, um sich aktiv und verantwortungsvoll an einer demokratischen Gesellschaft zu beteiligen.
Demokratiebildung ist als lebenslanger Lernprozess zu verstehen und umfasst damit sowohl die formale Bildung in Kita, Schulen und Universitäten als auch informelle Lernprozesse in zivilgesellschaftlichen, familiären oder sozialen Kontexten. 
Ziel von Demokratiebildung ist es, die politische Mündigkeit von Individuen zu fördern, damit diese gesellschaftliche Prozesse mitgestalten und verantwortungsbewusst politische Entscheidungen treffen können. Die Notwendigkeit von Demokratiebildung ergibt sich aus der Funktion demokratischer Systeme selbst: Demokratie ist auf informierte, kritische und engagierte Bürgerinnen und Bürger angewiesen. 


2.    Inwiefern wird Demokratiebildung angesichts des grassierenden Rechtsextremismus und -populismus herausgefordert?

Populismus und extremistische Einstellungen stellen die Demokratiebildung auf die Probe, indem sie demokratische Werte wie Pluralismus, Toleranz und Menschenrechte ablehnen. Sie fördern Desinformation, Polarisierung und die Ablehnung demokratischer Institutionen, was das kritische Urteilsvermögen und die Diskursfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger untergräbt. Demokratiebildung muss daher unter Beteiligung von Bildungseinrichtungen, Politik, Medien und Zivilgesellschaft verstärkt Medienkompetenz, Resilienz gegen Manipulation und die Fähigkeit zu respektvollem Dialog fördern, um antidemokratische Tendenzen abzuwehren und die gesellschaftliche Demokratiekompetenz für eine inklusive Gesellschaft zu stärken.


3.    Was kann Social Media zur Demokratiebildung beitragen?

Social-Media-Dienste können zur Demokratiebildung beitragen, indem sie Räume für politische Information, Meinungsbildung und partizipative Debatten eröffnet. Soziale Medien eröffnen den Zugang zu vielfältigen Perspektiven und erleichtern die Vernetzung engagierter Bürgerinnen und Bürger. Plattformen können zudem demokratische Werte wie Meinungsfreiheit und Beteiligung stärken, indem sie den Benutzenden Werkzeuge zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Diskussionen bieten.
Gleichzeitig erfordert ein positiver Beitrag von Social Media eine Förderung der Medien- und Informationskompetenz, um Falschinformationen, Hassrede und Manipulation entgegenzuwirken. Erfolgreiche Demokratiebildung über Social Media bedeutet daher, kritisches Denken, digitale Verantwortung und ethisches Verhalten zu fördern, damit Nutzende diese Plattformen bewusst und reflektiert für demokratische Prozesse einsetzen.
 

Rainer Schulz ist seit Oktober 2024 Vorstandsmitglied der BKHS. © Philine Hamann

Eine lebendige Demokratie braucht mündige Bürgerinnen und Bürger, die sich kritisch mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen. © Unsplash/ Nathan Dumlao

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