Seine Gesprächspartner waren damals die ZEIT-Chefredakteure Dr. Josef Joffe und Dr. Michael Naumann. Beim Thema Entwicklung Ostdeutschland stellen sie dem Bundeskanzler a.D. die Frage: „… Und es gibt noch eine Fülle anderer Vorschläge, die ähnlich klar, einleuchtend und triftig sind. Ist es nicht manchmal zum Verzweifeln, dass diese Vorschläge nicht einmal annäherungsweise in den politischen Prozessen landen? Ist es denn wirklich so, dass Politik in Deutschland nicht mehr in der Lage ist, einen großen Sprung nach vorn zu machen, dass alles sich im Schneckentempo oder gar nicht entwickelt? Warum sind wir so lahm, so risikofeindlich?“ Worauf Schmidt antwortet: „Das Schneckentempo ist das normale Tempo jeder Demokratie. Dass eine Demokratie grundlegende Beschlüsse fasst, ist ganz selten. Es kommt dann vor, wenn ein Ereignis die Menschen dazu zwingt.“ Wie der Elder Statesman diesen Gedanken ausführt, ist der ZEIT-Textdokumentation des Interviews vom 5. November 2003 zu entnehmen.
In diesem Zitat benennt der Demokrat Helmut Schmidt mit seinem realistisch pragmatischen Blick Funktionsweisen staatlichen Handelns, das durch Wähler legitimiert, in Gesetze gegossen und von Verwaltungen umgesetzt werden muss. In seinem Sinne gehört die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung zu den 33 Institutionen, die im Herbst 2016 auf dem Hambacher Schloss die Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ (OdDG) gegründet haben. Am 1. Juni letzten Jahres folgte der Beschluss im Beisein der Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters. Erklärtes Ziel der OdDG ist es, „die Wahrnehmung und das Bewusstsein für deutsche Demokratie- und Freiheitsgeschichte lokal, regional und deutschlandweit zu fördern“, steht im Gründungsdokument „Hambacher Manifest zur Demokratiegeschichte“. Im Manifest wurde auch ein Förderprogramm des Bundes gefordert, das im aktuellen Koalitionsvertrag verankert worden ist: „Die Koalitionsparteien werden eine vom Deutschen Bundestag zu beschließende Konzeption zur Förderung der Orte deutscher Demokratiegeschichte erarbeiten.“
Inzwischen ist die Arbeitsgemeinschaft auf 41 Mitglieder angewachsen und hat Anfang Mai 2018 ihre erste Jahrestagung im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt abgehalten.