Der akkurate Scheitel hat den genauso gradlinigen Menschen Schmidt sein Leben lang begleitet. Schon auf einem Foto aus dem Jahr 1943 beim Fronturlaub mit Ehefrau Loki ist er unverkennbar und blieb dies bis ins hohe Alter. Der Friseur seines Vertrauens war Marcus Jürs. Nur einen Steinwurf vom Verlagshaus der ZEIT in der Steinstraße liegt das Friseurgeschäft, wo Helmut Schmidt sich vom Chef persönlich rund alle vier Wochen die Haare schneiden ließ. Jürs machte auch Hausbesuche in Langenhorn, als der Altkanzler nicht mehr so konnte.
In einem Blog über Retro-Kultur erschien 2011 ein Porträt des „Rockabilly-Friseurgeschäfts“. Dort wird Näheres berichtet und Marcus Jürs erzählt auch über seinen berühmten Kunden:
„Ja, er kommt normalerweise alle vier Wochen. Dann setzt er sich hin, kriegt seine Zeitung, raucht eine Zigarette und erwartet von mir, dass ich in round about 15 bis 20 Minuten fertig bin.“ Meist rufen Schmidts Sicherheitsleute zuvor bei Marcus Jürs an und fragen nach, wie voll der Salon ist. Manchmal kommt er jedoch auch einfach so vorbei. „Der Witz an der ganzen Sache ist“, so Jürs, „der Laden kann brechend voll sein, wenn Herr Schmidt kommt, ist Ehrfurcht angesagt und alle sagen: ‚Nehmen Sie erst einmal Herrn Schmidt dran, wir warten.‘“ Schmidt trägt „einen klassischen Fassonschnitt“ mit langem Deckhaar und kurzen Konturen. Routine für Jürs. Dennoch verlangt ihm der Altkanzler besondere Akkuratesse ab: „Seine Locke vorne darf kaum angefasst werden. Sie ist sein Markenzeichen. Wenn die zu kurz wird, gibt es einen Heidenärger.“
Das gesamte Porträt lesen hier.