Objekt der Woche: Die Hochzeitsstühle

Rechts im Durchgang zum Wohnzimmer im Haus von Helmut und Loki Schmidt steht ein Schachtisch eingerahmt von zwei Hochzeitsstühlen. Die mit traditioneller Vierländer Intarsienkunst verzierten Möbelstücke erhielt Helmut Schmidt im Dezember 1983 von der Hamburger SPD zu seinem 65. Geburtstag geschenkt.

Seitenansicht von zwei Holzstühlen in einem Wohnzimmer, dazwischen steht ein Schachtisch.

Gefertigt wurde das Geschenk von einem Spezialisten für diese alte Handwerkskunst, der Tischlerei Dahm in Hamburg-Neuengamme. Hier in den Vierlanden entstand schon im 17. Jahrhundert eine besondere Intarsienkunst, die auch für die traditionellen Hochzeitsstühle verwendet wurde. Die Bezeichnung rührt daher, dass die reichverzierten Vierländer Lehnstühle als sogenannte Brautstühle ein beliebtes Hochzeitsgeschenk waren. Die Rückenlehne der Schmidtschen Stühle ziert ein aufwändiges Blumenbouquet, darüber jeweils die Namen der Eheleute „Helmut Schmidt“ und „Loki Schmidt“ sowie darunter das Datum des Anlasses „23.12.1983“. Ein Vierländer Stuhlrücken kann aus bis zu 250 Einzelteilen bestehen und erfordert in der Herstellung eine besondere Handwerkskunst und Erfahrung. Worauf es ankommt, beschreibt Thomas Dahm – Sohn von Günther Dahm, der die Möbelkunstwerke für Helmut und Loki Schmidt gefertigt hatte –  in diesem Artikel „Hochzeitsstühle aus den Vierlanden“.

Das Jahr 1983 war ein bewegtes für Helmut Schmidt. Im Mai 1983 wurde er Mitherausgeber der Zeit, nachdem im Oktober 1982 das Bundeskanzleramt nach einem konstruktiven Misstrauensvotum an Helmut Kohl übergegangen war. Ex-Bundeskanzler Schmidt stand aufgrund des von ihm forcierten NATO-Doppelbeschlusses unter massiver Kritik sowohl in der Bevölkerung, in der sich eine starke Friedensbewegung gebildet hatte, als auch in seiner Partei, deren linker Flügel den Kurs der ‚Schmidt-SPD‘ ablehnte. Um die angespannte Lage zu entschärfen, suchte der damalige Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi einen Anlass zur Aussöhnung mit dem Sozialdemokraten Schmidt und fand ihn im 65. Geburtstag des Alt-Bundeskanzlers, wie in der Welt zu lesen ist. Einen Tag vor dem eigentlichen Geburtstag, am 22. Dezember 1983, wurde Helmut Schmidt in einer Sondersitzung der Bürgerschaft die Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen für „seine staatsmännischen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland und um das Gemeinwohl Hamburgs“. Seine Dankesrede beim anschließenden Senatsempfang schloss Helmut Schmidt mit den Worten: „Ich freue mich über die Ehrung meiner Heimatstadt. Innerlich habe ich Hamburg nie verlassen.“

 

Weitwinkel-Aufnahme eines Tisches mit Schachbrettmuster, auf dem ein Aschenbecher aus Chrom steh, und daneben stehenden verzierten Holzstühlen.

Screenshot-360-Grad-Rundgang © FILMREIF PICTURES

Rückenlehne eines Holzstuhls mit einem eingravierten Blumenkorb und der Aufschrift "Helmut Schmidt, 23.12.1983".
Seitenansicht der Holzstühle und des Schachtisches im Wohnzimmer der Schmidts.

© FILMREIF PICTURES

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