Objekt der Woche: Zigarettendose von Habibie

„Helmut Schmidt war für mich ein Idol. … Ohne Helmut Schmidt gäbe es keine Demokratie in Indonesien“, behauptete der ehemalige Präsident Indonesiens, Bacharuddin Jusuf Habibie, nach dem Tod von Helmut Schmidt im November 2015 in einem Zeitungsinterview.

Front einer silbernen Schatulle mit Relief.

Von der Verbindung zu seinem „geistigen Vater und guten Freund“ zeugt auch ein Objekt, das nach wie vor im Hause Schmidts in Langehorn zu finden ist. Sie ist nur eine von einem Dutzend Zigarettendosen, die sich im Arbeitszimmer, im Wohnzimmer und im Esszimmer von Helmut und Loki Schmidt finden. Doch im Gegensatz zu vielen der rund 5500 Objekte, die in dem Haus in Langenhorn bereits inventarisiert wurden, wissen wir, woher die Dose stammt. „Für Herrn Dr. Helmut Schmidt, Bundeskanzler a.D., zum Andenken an seinen Besuch in Indonesien. Mit den besten Wünschen von Minister für Forschung und Technologie: Bacharuddin Jusuf Habibie, Prof. Dr-Ing; Dr S.c.h.c., Jakarta, den 03. November 1997“, heißt es in der Gravur, die sich im Deckel der etwa DIN-A5 großen Dose versteckt.

Habibie hat mehr als 20 Jahre in Deutschland gelebt. Er hat in Aachen Luft- und Raumfahrttechnik studiert und als promovierter Ingenieur beim Airbus-Vorgänger Messerschmitt-Bölklow-Blohm (MBB) in Hamburg als leitender Angestellter gearbeitet. 1974 kehrte er in seine Heimat zurück. Als Minister für Forschung und Technologie und späterer Vizepräsident im Kabinett von Langzeit-Autokrat Haji Mohamed Suhartos begegnete er Helmut Schmidt bei dessen Indonesien-Besuch 1997. Ein Jahr später – nachdem Präsident Suharto infolge landesweiter Proteste und Ausschreitungen zurücktreten musste – trat er dessen Nachfolge an. Nur 517 Tage blieb er im Amt.

Während seiner Amtszeit veranlassten ihn fortlaufende Demonstrationen zu vorgezogenen Wahlen, der Freilassung politischer Gefangener und der Erweiterung der Pressefreiheit. Die Parlamentswahlen im Juni 1999 wurden von Beobachtern als frei und fair eingestuft. Im Oktober 1999 übergab Habibie sein Amt an seinen Nachfolger Abdurrahman Wahid. Seitdem hat Indonesien beeindruckende Fortschritte in Richtung Demokratie gemacht. Das Land steht jedoch weiterhin vor großen politischen Herausforderungen, wie beispielsweise der Bekämpfung weitverbreiteter Korruption.

In einem persönlichen Rückblick, den er als Buch (PDF) in Deutschland veröffentlichte, schildert Habibie den schwierigen Machtübergang aus seiner Sicht. Das Geleitwort schrieb Helmut Schmidt, der feststellte: „Das in Deutschland Gelernte kann – ohne jede Bevormundung – in einem fremden Lande Früchte tragen“.

Regelmäßig trafen sich Schmidt und Habibie, sei es im „Interaction Council“, in dem sich ehemalige Staats- und Regierungschefs austauschten oder auch privat in Langenhorn, wenn Habibie in seinem Haus in Ahlerstedt-Kakerbeck im Landkreis Stade Urlaub machte.

„Die Geschichte Indonesiens wäre eine andere, wenn es Helmut Schmidt nicht gegeben hätte. Er hat mir die deutschen Werte und die demokratischen politischen Wurzeln vermittelt“, erzählt Habibie im Abendblatt-Interview. „Ich habe mit ihm einen sehr lieben, geistigen Vater und einen guten Freund verloren“. Das ganze Abendblatt-Interview mit dem Unterstützer der Demokratie in Indonesien hier.

Deckel einer silbernen Schatulle mit Gravierungen geschmückt.

© Frederik Küll

Front der silbernen Schatulle.

© Frederik Küll

Blick in die geöffnete Schachtel mit einem Spiegeln auf der Innenseite des Deckels. Darin sind Zigaretten und Feuerzeug.

© Frederik Küll

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