„Putin-Versteher?“ Stiftung äußert sich zu Schmidt-Interview nach der Krim-Annexion

Vorstandsvorsitzender Dr. Meik Woyke in der Neuen Osnabrücker Zeitung

Altkanzler Helmut Schmidt hält eine Rede im Bundestag. Seine Brille hat er abgenommen und hält diese in seiner Hand.

„„Putin-Versteher?“ Helmut Schmidt, Russland und die Ukraine“ titelte die Neue Osnabrücker Zeitung am 13. März 2022. In seinem Text setzt sich der Autor Uwe Westdörf kritisch mit einem Interview Helmut Schmidts mit der „Bild“-Zeitung im Mai 2014 auseinander. Schmidt hatte damals gesagt: „Die Politik des Westens basiert auf einem großen Irrtum: dass es ein Volk der Ukrainer gäbe, eine nationale Identität.“

Der Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, Dr. Meik Woyke, gab dazu gegenüber der NOZ folgende Stellungnahme ab:

„Helmut Schmidt hat die Annexion der Krim durch Russland im März 2014 gerechtfertigt. Zugleich forderte er multilaterale Verhandlungen nach dem Vorbild der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Helsinki 1975. Er setzte auf Dialog, auch weil er als Bundeskanzler und in den Jahren zuvor den Machtanspruch und das Gewaltpotenzial der Sowjetunion im Kalten Krieg erfahren hatte und einzuschätzen wusste. 

Wie Schmidt den heutigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine beurteilt hätte, können wir ihn nicht mehr fragen. Es gibt keine historischen Gründe, die Souveränität eines Staats grundsätzlich zu bestreiten und den Bruch des Völkerrechts zu legitimieren. Ebenso steht fest, dass Schmidt bis ins hohe Alter die politische Debatte suchte und bereit war, seine Position zu überdenken und gegebenenfalls auch zu revidieren. 

Die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung hat den Auftrag, das Andenken an das politische Wirken ihres Namensgebers zu wahren. Es geht nicht darum, Schmidt ein Denkmal zu errichten, sondern um eine kritische Würdigung seines Denkens und Handelns. Die Aggression des russischen Präsidenten Putin gegen das ukrainische Volk ist ein schreiendes Unrecht und steht im fundamentalen Gegensatz zum Eintreten der Stiftung für Recht, Demokratie und Freiheit. Wir leisten einen Beitrag zum Verständnis und zur Weiterentwicklung der Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik in Europa und der Welt des 21. Jahrhunderts. Der Frieden und die europäische Einigung sowie die Verständigung und Versöhnung unter den Völkern sind dabei unverrückbare Ziele für uns.“

Der Artikel erschien in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Altkanzler Helmut Schmidt hält eine Rede im Bundestag. Seine Brille hat er abgenommen und hält diese in seiner Hand.

© Bundesarchiv / Bundesbildstelle

Teile diesen Beitrag: