Persönlichkeiten, die beeindrucken: Demokratieentdecker*innen vor Ort
Bildungsprojekt verbindet biografisches Lernen mit Demokratiebildung und der Erfahrung eigener Selbstwirksamkeit

Demokratie ist ein großes Wort. Mit Leben gefüllt wird es aber erst von Menschen, die sich hier und heute für sie einsetzen oder in der Vergangenheit mit ihrem Engagement zu einem friedlicheren und gerechteren Miteinander beigetagen haben.
Im Rahmen des Projekts „Demokratieentdecker*innen vor Ort“ hatten Jugendliche aus Hamburger Schulen die Möglichkeit, sich auf die Suche nach Personen zu machen, deren demokratisches Engagement beeindruckt. Auf diesem Weg haben sie sich mit den Themen, Werten und Formen des Engagements früher und heute auseinandergesetzt und eigene Projekte erarbeitet. Einige davon, möchten wir hier vorstellen:
Die Schülerin Clara hat sich nicht nur mit Schmidt als Bundeskanzler in Bonn beschäftigt. Sie ist auch seinen Spuren in Hamburg gefolgt. Von ihrer Schule, dem Campus Uhlenhorst, sind es nur wenige Gehminuten bis zur ehemaligen Frauenklinik Finkenau. Hier wurde Helmut Schmidt 1918 geboren. Die Gegend rund um Alster und Kuhmühlenteich verbindet aber noch viel mehr mit Schmidt. Entlang der Straßen des Eilbekkanals verbrachte Helmut Heinrich Waldemar Schmidt seine Kindheit und Jugend. In einem Gründerzeithaus im Arbeiterstadtteil Barmbek wächst Schmidt in einem „unpolitischen“ Haushalt auf. Doch die wirtschaftlich angespannte Situation im Hamburg der 1920er- und 1930-Jahre blieb auch dem jungen Helmut Schmidt nicht verborgen. Später erinnerte er sich daran, wie er seiner Mitschülerin (und späteren Frau) Hannelore „Loki“ Glaser ihre Mütze nach Hause in den Stadtteil Borgfelde brachte. Das dunkle Hinterhaus, in dem viele Menschen in beengten Verhältnissen lebten, prägte sich bei ihm ein. Nach dem Krieg setzte sich Schmidt auch auf Grund dieses Erlebnisses für den sozialen Wohnungsbau ein.
Dieser und vielen weiteren Erinnerungen und Stationen aus dem Leben von Helmut Schmidt, hat Clara auf ihrem Schmidt-Rundgang entlang des Eilbekkanals nachgespürt und dabei herausgefunden, wie das Umfeld, in dem wir aufwachsen uns politisch prägt.
Was hätte ich getan? Von Karl Keller und Othilie Andrikopoulos (Stadtteilschule Bergedorf)
Karl und Othilie von der Stadtteilschule Bergedorf haben sich in ihrem Projekt mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in den 1930er-Jahren und dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Dafür haben sie ein interaktives Plakat gestaltet, auf dem sie alle wichtigen Ereignisse der Jahre zusammengefasst und besonders die Situation in Hamburg untersucht haben. Dabei war es ihnen wichtig, die Leserinnen und Lesen ihrer Arbeit direkt anzusprechen und sich in die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland hineinzuversetzen. Sie fordern in vier Fallbeispielen dazu auf, sich selbst zu fragen: Was hätte ich getan? Wie viel Engagement hätte ich gezeigt und hätte ich meine eigene Sicherheit für andere riskiert? Karl und Othilie möchten damit zeigen, dass wir keine Unbeteiligten sind, wenn Unrecht geschieht. Unsere Entscheidungen können sich sowohl auf das große Ganze als auch auf das Schicksal von Einzelpersonen auswirken.
Votes for Women! Emmeline Pankhurst und ihr Einsatz für das Frauenwahlrecht. Von Bente Havemann, Mia Schumann und Anouk Malzahn (Stadtteilschule Bergedorf)
Den Schülerinnen Bente, Mia und Anouk ist der Feminismus und das Eintreten für Frauenrechte in unserer Demokratie besonders wichtig. Sie sagen: „Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen, da wir für eine Gesellschaft eintreten, in der nicht nur Männer Entscheidungen treffen dürfen, sondern alle Ansichten gesehen werden müssen. Zudem geht uns das Thema persönlich an, da wir Frauen sind. Wir finden, dass es heutzutage besonders wichtig ist, auf den Kampf der Frauen aufmerksam zu machen. Gerade jetzt, wo wir einen Rechtsruck in der Politik erleben, müssen wir darauf achten, dass die Rechte der Frauen nicht in Gefahr geraten.“
Im Demokratieentdecker*innen-Projekt haben sich die drei Schülerinnen historisch mit dem Thema auseinandergesetzt und der die Frauenrechtsbewegung rund um die britische Suffragette und Aktivistin Emmeline Pankhurst zu Beginn des 20. Jahrhunderts untersucht.
Pankhurst setzte sich vor allem für das Frauenwahlrecht ein. Für ihr Engagement wurde sie sogar verhaftet. Heute wird sie mit einem Denkmal in London geehrt.
Was heißt Gleichberechtigung für dich? Ein Interview mit Annika Huisinga, Vorständin im Landesfrauenrat Hamburg. Von Marie Heidtmann (Campus Uhlenhorst)
Auch für Marie ist sind Frauenrechte ein wichtiges Anliegen. Deshalb hat sie zu Persönlichkeiten recherchiert, die sich heute in Hamburg für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzen. Herausgekommen dabei ist ein spannendes Interview mit Annika Huisinga, Vorständin im Landesfrauenrat Hamburg.
„Demokratieentdecker*innen vor Ort“ ist ein Projekt von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. und wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert. In Hamburg wird das Programm in Zusammenarbeit mit der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung umgesetzt.