Wirtschaftssicherheit und soziale Gerechtigkeit in Einklang bringen
Das Forschungsprojekt „Inklusive Geoökonomie“ der BKHS entwickelt Empfehlungen für eine geoökonomische Praxis, die eine widerstands- und wettbewerbsfähige als auch faire und nachhaltige Weltwirtschaft etabliert.
Die internationale Wirtschaftsordnung verändert sich
Die internationale Wirtschaftsordnung befindet sich im Umbruch, viele sprechen von einer neuen geoökonomischen Ära. Jahrzehntelang galten die globale Vernetzung und Integration von Märkten als Garant für Wohlstand und Frieden. Die gegenwärtige Polykrise führt jedoch eindrücklich vor Augen, dass selbstregulierte Märkte nicht in der Lage sind, globale Herausforderungen wie Armut, Klimawandel und politische Krisensituationen zu bewältigen. Vielmehr hat das blinde Vertrauen in eine unregulierte Globalisierung systemische Risiken geschaffen und Wohlstandsungleichheiten verstärkt. Die Rückkehr zu einer aktiven Wirtschaftspolitik ist daher eine notwendige Reaktion auf die Einsicht, dass Freihandel allein weder zu globalem Wohlstand noch zu internationaler Stabilität führt.
Es ist also begrüßenswert, dass Staaten ihre zentrale Rolle in der Ausgestaltung der Weltwirtschaftsordnung wiederentdecken und sich in Geoökonomie - der Nutzung ökonomischer Instrumente für politische Ziele - üben. Jedoch wird diese positive Entwicklung davon überschattet, dass in der internationalen Politik das Recht des Stärkeren die regelbasierte Weltwirtschaftsordnung ablöst. Staaten missbrauchen ökonomische Abhängigkeiten als Waffe und nutzen ihre ökonomische Gestaltungsmacht prioritär für sicherheitspolitische Aspekte: Wirtschaftssicherheit lautet zurecht das Gebot der Stunde. Was dabei aber oft übersehen wird, sind wichtige soziale und klimapolitische Perspektiven, die für eine resiliente Wirtschaftsordnung unerlässlich sind. Eine verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik braucht einen umfassenden Ansatz, um eine widerstands- und wettbewerbsfähige sowie faire, inklusive und nachhaltige Weltwirtschaft zu etablieren.
Projektziele
Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt „Inklusive Geoökonomie“ darauf ab, eine geoökonomische Praxis zu etablieren, die resiliente Handelsbeziehungen sicherstellt und dabei soziale Gerechtigkeit sowie planetare Grenzen berücksichtigt. Durch die Analyse geoökonomischer Herausforderungen anhand von zwei Fallbeispielen entwickeln wir konkrete Politikempfehlungen für Entscheidungsträger*innen in der EU und Deutschland. Ziel ist es, eine inklusive geoökonomische Praxis zu etablieren, die ökonomische und soziale Faktoren auf internationaler Ebene miteinander verbindet. Unsere Analyse umfasst zwei Fallbeispiele: Erstens untersuchen wir die Sicherstellung von Rohstoffversorgung, der Umgang mit Zollstreitigkeiten und die Bedeutung grüner Technologien bei der Entwicklung und Produktion von E-Autos; und zweitens beschäftigen wir uns mit der Rolle von ausländischen Direktinvestitionen und Investment Screening bei Häfen als einer zentralen kritischen Infrastruktur für internationalen Handel. Zudem fördert das Projekt den interdisziplinären Dialog über inklusive Geoökonomie. Durch den Austausch mit Expert*innen soll ein gerechteres und nachhaltigeres Wirtschaftsmodells entwickelt werden, das ökonomische Sicherheit und soziale Gerechtigkeit vereint.
Projektrahmen
Das Projekt „Inklusive Geoökonomie“ ist zunächst auf eineinhalb Jahre angelegt und läuft bis März 2026. Geleitet wird es von Dr. Elisabeth Winter, Programmleiterin Globale Märkte und soziale Gerechtigkeit, unterstützt von der Projektmitarbeiterin Lea Holst. Durch verschiedene Formate wie Hintergrundgespräche und Fachpublikationen sowie Veranstaltungen und einen im Herbst 2025 erscheinenden Podcast werden die Erkenntnisse sowohl mit Expert*innen geteilt, als auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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