Zur Eierlikörtorte ins Schulauer Fährhaus, auf einen Gin Tonic mit Siegfried Lenz nach Langenhorn, bei Kaffee und Mentholzigaretten in der Redaktionskonferenz der Zeit, zwischendurch noch zum Haareschneiden beim Hipster-Friseur in der Steinstraße und abends in „die gute Stube des lieben Gottes“: Zwei Stunden lang ließen sich die rund 80 Zuhörer*innen bereitwillig entführen, um auf den Spuren von Helmut Schmidt durch Hamburg zu wandeln. „Hervorragend informiert, sprachlich brillant – ein Meisterwerk“, stellte der Vorstandsvorsitzende der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, Dr. Meik Woyke fest, als er die Gäste zum ersten „Schmidtwochabend“ im Helmut-Schmidt-Forum am Kattrepel begrüßte.
Gebannt lauschten sie den Worten von Matthias Naß und Theo Sommer, die aus dem Buch „Der Elblotse“* vortrugen, in dem Naß die Orte beschreibt, die typisch für Helmut Schmidt waren.
Sowohl Sommer, der schon 1969/70 unter Helmut Schmidt Leiter des Planungsstabs im Bundesministerium der Verteidigung war und als Chefredakteur und Herausgeber der Wochenzeitung Die Zeit 33 Jahre mit dem ehemaligen Bundeskanzler zusammengearbeitet hat, als auch Naß, der Internationaler Korrespondent der Zeit war und nun Kuratoriumsmitglied der Schmidt-Stiftung ist, wussten ihr Publikum durch amüsante Details und persönliche Anekdoten aus mehr als 1500 Redaktionskonferenzen mit dem Herausgeber Schmidt zu unterhalten. „Dabei liebte er es, wenn es hoch herging. An guten Tage attestierte er der Runde, die Debatte sei anspruchsvoller als damals am Bonner Kabinettstisch. An schlechten Tagen blaffte er: Naiv! Ahnungslos! Unverantwortlich! Verrückt! Dann konnte er so laut werden, als hätte er den ganzen Bundestag vor sich, nicht nur zwölf Zeit-Redakteure“, erzählt Naß zum Amusement des Publikums.
„Helmut Schmidt liebte Hamburg und die Hamburger lieben ihn bis heute“, schreibt der versierte Schmidt-Kenner in seinem Buch – und der Applaus gab ihm Recht.
* Naß, Matthias: Der Elblotse. Helmut Schmidts Hamburg, Verlag Hoffman und Campe, Hamburg 2019