Objekt der Woche: Das Mauerstück

Als US-Präsident Ronald Reagan vor rund 31 Jahren, am 12. Juni 1987, in Berlin anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt vor dem Brandenburger Tor in seiner berühmten Rede Michail Gorbatschow dazu bewegen wollte, das Tor zu öffnen und ihn aufforderte: „Mr. Gorbatschow, tear down this wall!“, war Helmut Schmidt nicht an seiner Seite.

Ein Stück Beton mit bunten Graffiti-Farben in einem Glasblock.

Fünf Jahre zuvor jedoch war Schmidt bei Reagans Besuch am Checkpoint Charly dabei und tauschte sich mit dem amerikanischen Präsidenten über die Lage des geteilten Deutschlands aus. Im Arbeitszimmer des ehemaligen Bundeskanzlers in Langenhorn steht noch immer ein kleines, unscheinbares und doch geschichtsträchtiges Stück Mauer, das Helmut Schmidts Anteilnahme am Thema deutsche Teilung deutlich macht. Auf einem Regal hoch über dem Schreibtisch, direkt neben einer Sammlung von Preisen steht prunkvoll und bunt dieses Relikt, ein „unmenschlichen Zeugnis, eines völlig verfehlten politischen Regimes“, wie Helmut Schmidt die Mauer selbst einst bezeichnete. Als sie im November 1989 dann schlussendlich geöffnet wurde, war die Freude bei den Menschen in Deutschland und auch in vielen weiteren Teilen der Welt unermesslich. Sie lagen sich in den Armen, jubelten und weinten vor Glück. Helmut Schmidt war zwar nicht vor Ort, erlebte diesen Moment aber ähnlich emotional. Am 5. Oktober 1990 schrieb er dazu in der ZEIT: „Nur ein einziges Mal im Leben hat mich ein anderes Erlebnis mit gleicher, unbeschreiblicher Freude erfüllt: Nach Kriegsende das Wiedersehen mit meiner Frau.“

Schon als Bundeskanzler hatte Helmut Schmidt das Gespräch mit den Sowjetstaaten sowie der DDR, in Person von Erich Honecker, gesucht, um die Wogen zu glätten und den Weg für ein geeintes Deutschland zu ebnen. Er  war immer davon überzeugt, dass die Mauer fallen würde, bekannte aber 2008 in einem Gespräch mit Reinhold Beckmann, dass er nicht damit gerechnet habe, diesen Tag noch miterleben zu dürfen. „Nun kam dieses Ereignis und es hat mich beinahe überwältigt.“

Ein Stück Beton mit bunten Graffiti-Farben in einem Glasblock.

© Frederik Küll

Ein bemaltes Betonstück, aus dem eine Stahlstrebe ragt, auf einem rechteckigen Sockel.

© Frederik Küll

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