Stiftung: Warum Schmidt niemals AfD gewählt hätte

Geschichtsklitterung: Hamburger Bürgerschaftsfraktion nutzt Zitate ohne historischen Zusammenhang

Schwarz-weiß Foto von Helmut Schmidt im Bonner Bundestag.

Mit einer aktuellen Stellungnahme hat die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung heute auf die neuerlichen Versuche der AfD reagiert, Äußerungen Schmidts für ihre parteipolitischen Zwecke zu nutzen. Hintergrund ist ein Werbevideo der AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, das vor der Ausstellung „Schmidt! Demokratie leben“ am Kattrepel 10 in Hamburg gedreht wurde und in der lokalen Presse für Schlagzeilen sorgte.     

„Das Muster ist uns sattsam bekannt. Es ist nicht das erste Mal, dass Schmidt-Zitate von Rechtspopulisten für parteipolitische Zwecke missbraucht werden“, erklärte Dr. Meik Woyke, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung und promovierter Historiker, heute in Hamburg.

Und weiter: „Wer Zitate aus ihrem historischen Zusammenhang reißt, betreibt Geschichtsklitterung. Niemals hätte Helmut Schmidt die AfD gewählt. Denn – um die wichtigsten drei Argumente zu nennen:

  1. Schmidt war ein überzeugter Demokrat, der populistische Vorurteile, Fremdenhass und Intoleranz verurteilte.
  2. Er trat für eine starke Europäische Union ein, für die Verständigung der Völker und ein friedliches Zusammenleben der Religionen.
  3. Als Lehre aus seinen Erfahrungen unter dem NS-Regime bekämpfte Schmidt den Rechtsextremismus ebenso konsequent wie den RAF-Terrorismus“, sagte Woyke wörtlich.

Zudem habe Helmut Schmidt durch seine Äußerungen nie versucht, mit diffusen Ängsten Politik zu machen. Stets sei er seiner nüchtern-sachlichen Art, Position zu beziehen, treu geblieben. So warnte er 2015 in einem Interview vor den Pegida-Protesten. Sie appellierten an „dumpfe Vorurteile, an Fremdenhass und Intoleranz“. Das jedoch sei nicht Deutschland. Die Bundesrepublik dürfe Flüchtlinge und Asylbewerber nicht verstoßen. „Deutschland muss weltoffen und tolerant bleiben.“

Schwarz-weiß Foto von Helmut Schmidt.

Bundeskanzler Helmut Schmidt am 17. Mai 1974 in Bonn. © Bundesregierung, Engelbert Reineke

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